
Gut 5,5 Milliarden Euro verteilt das niedersächsische Innenministerministerium 2026 an Schlüsselzuweisungen an Landkreise und Gemeinden. Die Gemeinden erhalten 3,04 Milliarden Euro, die Kreise 2,55 Milliarden. Aber es gibt nicht nur Ausschüttungen an bedürftige Kommunen, sondern auch den umgekehrten Fall, nämlich Einzahlungen von Kommunen, denen es sehr gut geht. Etwa 63 Millionen Euro zahlen rund 60 steuerkräftige Kommunen in diesen Topf ein, wie aus aktuellen Zahlen des Landesamtes für Statistik hervorgeht.
Der Innenminister nennt diese Gemeinden, die wegen ihrer guten Ausgangslage zu den Zahlern gehören, „abundant“. Das kommt vom Lateinischen und bedeutet so viel wie „im Überfluss“. Das System ist relativ einfach. Wer weniger als 1556 Euro an hochgerechneten Steuereinnahmen hat, bekommt den Differenzbetrag zu 75 Prozent als Schlüsselzuweisungen erstattet. Wer aber mehr hat, ist abundant. Und diese abundanten Gemeinden müssen 25 Prozent der überschießenden Steuerkraft abführen. Das heißt dann „Finanzausgleichsumlage“ und füllt den Topf mit Landesgeldern ein wenig auf. Jahrelang zählte die kreisfreie Stadt Wolfsburg auch zu diesem illustren Kreis der abundanten Gemeinden, zahlte zweistellige Millionenbeträge ein. In diesem Jahr sind das nur noch 7,9 Millionen Euro, 2026 ist das wegen der aktuellen Steuerkraft nicht mehr der Fall. Wolfsburg erhält dann im nächsten Jahr 50,9 Millionen Euro an Schlüsselzuweisungen. Man könnte sagen: Hankensbüttel mit gut 4000 Einwohnern sponsert die 125.000-Einwohner-VW-Stadt Wolfsburg. In jedem Fall macht sich damit die aktuelle schwierige Situation des größten Autobauers in Niedersachsen auch in diesen Zahlen bemerkbar.
Hankensbüttel im Kreis Gifhorn zählt 2026 zum ersten Mal zu den abundanten Gemeinden. Es gibt für die Gemeinde keine Schlüsselzuweisungen; 283.000 Euro muss der Kämmerer in den Topf des Landes einzahlen. Das ergibt sich aus den jetzt veröffentlichten Zahlen des Landesamtes für Statistik. Ansonsten bleibt es auch in Zukunft bei den üblichen Verdächtigen im Kreis der abundanten Gemeinden. Die Stadt Wittingen zählt erneut dazu, auch Nörten-Hardenberg, Hohenhameln mit sogar 2,44 Millionen Euro. Burgwedel, Isernhagen und Langenhagen in der Region Hannover sind erneut laut Innenministerium über das nötige Maß hinaus steuerkräftig. Erneut sind es vier Kommunen im Kreis Diepholz; jetzt auch die Kreisstadt. Rehden, der für den Gasspeicher international bekannte Ort, ist immer noch dabei. Einst, zu Zeiten von Wingas, gab es hier die landesweit höchsten Gewerbesteuereinnahmen. Holzminden ist gleich mit 3,1 Millionen Euro an Finanzausgleichsumlage beteiligt, Südheide, Rosengarten, Sittensen, Zeven (mit 2,1 Millionen Euro), Bispingen, Stade und Verden (mit 4,7 Millionen Euro) sind ebenfalls dabei, erstmals auch Oyten im Kreis Verden.
Fast zwei Drittel der Kommunen, die abundant sind, kommen aus dem Weser-Ems-Bereich. Rastede muss zahlen, auch Norderney, Bad Zwischenahn muss das 2026 nicht mehr, dafür Norden gleich mit 4,6 Millionen Euro. Im Kreis Cloppenburg sind mit Emstek, Lastrup, Saterland und Essen (3,98 Millionen Euro) gleich vier Kommunen dabei, im Kreis Emsland sind es von Salzbergen und erstmals Herzlake über Haren (2,1 Millionen) bis nach Werlte sogar neun. Die Grafschaft Bentheim hatte bisher keine abundante Kommune, jetzt ist es mit Wietmarschen, Emlichheim und Schüttorf ein Trio. Ebenso fehlen Hasbergen, Lemwerder, Nordenham und Friedeburg nicht auf dieser illustren Liste. Erstmals dabei ist die kleine Samtgemeinde Holtriem im kleinen Kreis Wittmund.
Interessant ist in der Übersicht auch der Hinweis auf den steuerkräftigsten Landkreis des Landes. Mit teils erklecklichen Summen (Lohne 4,6 Millionen Euro, Damme, Steinfeld und Visbek mit teils deutlich über einer Million Euro) sticht erneut Vechta gegenüber den anderen Landkreisen und Gemeinden hervor. 10,47 Millionen Euro zahlen sieben der zehn Kommunen des Kreises Vechta ein; 4,22 Millionen Euro erhalten die anderen drei als Schlüsselzuweisungen. Damit ist der Kreis Vechta ein echter Geber-Landkreis für die anderen Landkreise und rund 340 Gemeinden, an die Bedarfszuweisungen verteilt werden.


