11. Dez. 2025 · 
MeldungEnergie

Niedersachsens größter Solarparkplatz: Die Rentenversicherung zeigt, was möglich ist

In Niedersachsen ist die Solarpflicht Realität, auf Parkplätzen aber selten sichtbar. In Laatzen zeigt die Rentenversicherung nun, wie gut Photovoltaik dort funktionieren kann.

Stellen die neue Parkflächen-Solaranlage der Rentenversicherung vor (von links): Holger Scheer, Rolf Behrens und Jan Miede. | Foto: Link

Per Gesetz sind sie längst vorgeschrieben und die wirtschaftlichen Voraussetzungen dafür werden ständig besser – trotzdem sind Parkflächen-Solaranlagen in Niedersachsen immer noch ein absolutes Randphänomen. Ein neues Vorzeigeprojekt in der Region Hannover beweist nun: Photovoltaik auf dem Mitarbeiterparkplatz ist machbar und rechnet sich. Den Beleg dafür hat nicht etwa eines der niedersächsischen Dax- oder Hightech-Unternehmen erbracht, sondern die Deutsche Rentenversicherung (DRV) Braunschweig-Hannover. Am Hauptsitz Laatzen hat der Rentenversicherer rund 300 Stellplätze mit Photovoltaik überdacht und damit die bislang größte derartige Anlage zwischen Harz und Küste geschaffen, die auch optisch zum Trendsetter werden könnte.

Eigentlich war die Parkflächen-Solaranlage schon beim Bau der neuen DRV-Zentrale in Laatzen mitgeplant worden, erläutert der Vorstandsvorsitzende Rolf Behrens. Die dazugehörigen Leerrohre seien beim Einzug 2015 schon vorhanden gewesen. Vor allem aus wirtschaftlichen Gründen wurde der Bau der Solaranlage aber verschoben. Noch 2018 war ein PV-Carport in der Größe eines Fußballfelds als nicht amortisierbar bewertet worden. Heute sieht das – auch ohne öffentliche Förderung – ganz anders aus: Die drei Millionen Euro Baukosten wird die Rentenversicherung bis 2050 wieder reingeholt haben. „Es dauert 25 Jahre, bis sich die Anlage amortisiert. Die Module halten aber mehr als 35 Jahre“, sagt Geschäftsführer Jan Miede und betont: „Wir senken damit langfristig unsere Betriebskosten.“ Eine Herstellergarantie schützt außerdem vor einem unerwarteten Leistungsabfall der insgesamt 1752 Solarmodule, die nach dem neuesten Stand der Technik „bifazial“ sind. Das bedeutet, dass sie beidseitig funktionieren und damit auch die Einstrahlung auf der Rückseite in Strom umwandeln können. Je nach Montage und Umgebung steigt dadurch die Leistung um fünf bis 30 Prozent, in Laatzen werden 20 Prozent Mehrertrag erwartet.

Mit 1752 Solarmodulen ist die Anlage in Laatzen vermutlich die größte ihrer Art in Niedersachsen. | Foto: Link

Pro Jahr wird die PV-Anlage voraussichtlich 550.000 Kilowattstunden Ökostrom produzieren, was etwa dem Strombedarf von 150 Einfamilienhäusern entspricht. Der Überschuss, der vor allem am Wochenende anfällt, landet an der Strombörse Leipzig. Der allergrößte Teil des Solarstroms wird aber direkt von der Rentenversicherung selbst verbraucht. Die Körperschaft des öffentlichen Rechts ist mit ihren insgesamt 1800 Mitarbeitern am Standort einer der größeren Energieverbraucher in Laatzen und benötigt jährlich etwa eine Million Kilowattstunden Strom – und das obwohl die gierigsten Stromschlucker in den DRV-Rechenzentren stehen, die sich in Berlin und Würzburg befinden.

Der niedersächsische Rentenversicherer ist übrigens noch in einer anderen Hinsicht vorbildlich: „Auf dem Parkplatz wurden Erdsonden in hundert Meter Tiefe verbaut, um das Gebäude im Winter über Geothermie zu heizen und im Sommer zu kühlen“, erklärt Vorstandschef Behrens. „Wir haben gleichbleibend etwa 10 Grad im Boden. Das wirkt im Sommer wie eine Klimaanlage, ohne dass wir dafür Strom aufwenden müssen, und im Winter ist es die Basis, um darauf zu heizen“, ergänzt Miede. Den beiden DRV-Chefs geht es dabei nicht nur darum, Kosten zu sparen. „Wir sind stolz, einen wichtigen Beitrag zur Energiewende beisteuern zu können“, sagt der Geschäftsführer. Deswegen hat sich die DRV beim Bau der Photovoltaikanlage auch nicht für eine Standardvariante entschieden, sondern vom Ingenieurbüro Schlaich Bergmann aus Stuttgart ein stahlarmes Sondermodell entwerfen lassen. „Die Konstruktion ist auf Zug gespannt“, erklärt Architekt und DRV-Projektleiter Holger Scheer. So konnte der Stahlbedarf im Vergleich zu einem Standard-Carport auf 99 Tonnen fast halbiert werden und es sieht auch noch besser aus. Er räumt ein, dass die Ingenieurleistungen dafür zwar teurer waren. Durch den geringeren Stahlbedarf sei das Projekt unterm Strich aber kostenneutral geblieben. „Wir wollten auch gestalterisch einen Mehrwert erzeugen“, kommentiert Scheer den filigranen Bau, der nicht zufällig von einer eigentlich auf Stadionbauten spezialisierten Firma aus Ungarn ausgeführt wurde.

Dieser Artikel erschien in Ausgabe #222.
Christian Wilhelm Link
AutorChristian Wilhelm Link

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